Landkreis Regensburg: Mobile Bildungsberatung – für mehr Bildungsgerechtigkeit im Landkreis sorgen
Ein Beratungsangebot für jedermann - mit niedrigschwelligem Zugang sowie kostenloser, trägerneutraler und unverbindlicher Beratung. Nach der Bedarfsermittlung des Bildungsmanagements des Landkreises Regensburg wurde der Prozess zur Schaffung einer mobilen Bildungsberatung angestoßen.
Der Landkreis Regensburg und seine zahlreichen Bildungsangebote
Stadt und Landkreis Regensburg bilden gemeinsam eine stets wachsende Metropolregion mit hoher Attraktivität und steigendem Lebensstandard. Dies zeigt sich einerseits in der Ansiedlung zahlreicher und sehr unterschiedlicher Unternehmen und Betriebe. Auch die umfangreichen Bildungs- und Weiterbildungsangebote mit den Universitäten, den beruflichen Schulen, der VHS (Volkshochschule) von Stadt und Landkreis sowie den zahlreichen privaten Bildungsträgern machen den Standort attraktiv.
Man hat erkannt: Ohne lebenslanges Lernen wird es schwer
Angesichts der Fülle an Angeboten fehlte im Landkreis eine beratende Stelle, die Menschen bei der Gestaltung ihres lebenslangen Bildungsweges unterstützte. Denn das Lernen endet nicht mit dem Abschluss einer Ausbildung oder eines Studiums, sondern begleitet Menschen auf ihren vielfältigen beruflichen Wegen ein Leben lang - sei es bei dem Wunsch, sich beruflich zu verändern, die eigenen Kompetenzen und Fähigkeiten auszubauen oder bei einem Neueinstieg im Beruf.
Um dieser Problemlage zu begegnen, befürwortete der Kreisausschuss 2017 die Gründung einer Lenkungsgruppe zur Ermittlung des Bedarfs für eine trägerunabhängige Bildungsberatung. Die Lenkungsgruppe bestand aus Vertretern des Landratsamtes Regensburg, der Stadt Regensburg, des Jobcenters von Stadt und Landkreis Regensburg, der Agentur für Arbeit, der Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz sowie der VHS Regensburger Land und Stadt Regensburg. Nach einer Analyse der Zielgruppen und der bestehenden Beratungsstrukturen kristallisierte sich die Notwendigkeit einer dezentralen, trägerunabhängigen und wohnortnahen Bildungsberatung für den Landkreis heraus. Daraufhin beschloss der Kreistag am 25.03.2019 den Aufbau einer mobilen Bildungsberatung für den Landkreis Regensburg und die Errichtung von Bildungslokalen. Die trägerunabhängige Bildungsberatung wurde bei der VHS angesiedelt.
Niedrigschwellige Beratung – ein Beitrag zur Bildungsgerechtigkeit
Das Angebot der mobilen Bildungsberatung spricht ganz gezielt diejenigen an, die möglicherweise unsicher sind und für die es bislang schwer war, in vollem Umfang an der Bildung in Deutschland teilzuhaben. Hierzu zählen Neuzugewanderte, gering qualifizierte Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sowie Alleinerziehende und Berufsrückkehrerinnen und Berufsrückkehrer. Um diese Menschen direkt vor Ort zu erreichen, ist Torsten Tomenendal als Bildungsberater im ganzen Landkreis unterwegs und ermöglicht somit an verschiedenen Standorten einen niedrigschwelligen Zugang zu diesem kostenlosen, trägerneutralen und unverbindlichen Beratungsangebot. Er bietet Sprechstunden im Landratsamt Regensburg an, in den VHS-Stützpunkten Neutraubling, Schierling und Lappersdorf sowie im Mehrgenerationenhaus des Marktes Regenstauf.
"Um diese Menschen direkt vor Ort zu erreichen bin ich im ganzen Landkreis unterwegs und ermögliche somit an verschiedenen Standorten einen niedrigschwelligen Zugang zu diesem kostenlosen, trägerneutralen und unverbindlichen Beratungsangebot."
Torsten Tomenendal, Bildungsberater im Landkreis Regensburg
Vernetzung mit verschiedenen Institutionen und Einrichtungen
Entscheidend für den Erfolg des seit August 2019 laufenden Angebots war von Anfang an die gute Kooperation des Bildungsberaters mit der Bildungskoordination des Landkreises, mit den Beraterinnen und Beratern der Integrationsstelle im Landratsamt, den Familienstützpunkten und auch dem Mehrgenerationenhaus des Marktes Regenstauf. In dem Zusammenhang sind auch Ehrenamtliche zu nennen, die sich im Bereich der Integration engagieren. Denn dieser Personenkreis hat oft den persönlichen und vertrauensvollen Kontakt zu den Menschen, kann diese direkt ansprechen und auf die mobile Bildungsberatung hinweisen. Mit ihrer Mitwirkung konnte in kurzer Zeit die Bekanntheit und Nachfrage nach der mobilen Bildungsberatung gesteigert werden.
Nutzung des Angebots
Zieht man ein erstes Resümee, so sind es vor allem drei Personengruppen, die das Angebot wahrnehmen. Zum einen sind es Migrantinnen und Migranten, die erstmals versuchen, auf dem Arbeitsmarkt in Deutschland Fuß zu fassen und sich zurecht zu finden. Für diese Gruppe ist die Beratung über analoge und über das zunehmende Angebot an digitalen Deutschkursen wichtig, denn durch gute Sprachkenntnisse erhöhen sich auch die Chancen auf Teilhabe in allen Lebensbereichen. Daneben ist die Gruppe der Berufsrückkehrerinnen zu nennen, die nach einer Auszeit – meist familiär bedingt – ihre Entwicklungs-, und Fördermöglichkeiten klären möchte. Eine dritte Gruppe sind Menschen, die über einen Arbeitsplatzwechsel nachdenken und über ihre beruflichen Optionen beraten werden möchten.
Trägerneutrale Beratung
Nicht selten wird es noch immer als belastend empfunden, eine Beratungssituation aufzusuchen, gerade wenn es um Bildung und berufliches Fortkommen geht. Hier kann durch das spezielle Setting der passende Rahmen gesetzt werden. Jede oder jeder kann persönlich, telefonisch oder per Mail mit dem Bildungsberater einen Termin vereinbaren, ohne dafür Voraussetzungen erfüllen zu müssen. Die einzige Einschränkung, die in diesem Zusammenhang zu nennen ist, sind Schülerinnen und Schüler. Diese werden im Rahmen der Jugendsozialarbeit auf den Berufsalltag vorbereitet und ihnen steht in der Regel ein Beratungsangebot an der Schule zur Verfügung. Die Klientinnen und Klienten der mobilen Bildungsberatung hingegen sind in keiner schulischen Ausbildung.
Das Beratungsgespräch erfolgt wertschätzend und achtsam, mit dem klaren Fokus auf den Interessen und Vorstellungen der Klientin bzw. des Klienten. Sie oder er wird bei seinen Wünschen durch die fachliche Expertise des Beraters unterstützt, der einen umfassenden Überblick über alle regionalen und überregionalen Weiterbildungsmöglichkeiten hat. Es handelt sich um eine Verweisberatung. Gemeinsam sucht man nach tragfähigen Lösungen, die Wege in eine erfolgreiche berufliche Zukunft aufzeigen. Die Häufigkeit der Beratungstermine der Klientinnen und Klienten variiert dabei nach Bedarf.
Bildung schafft Zukunft
Viele Beratungsgespräche wurden, seit es die mobile Bildungsberatung gibt, schon geführt; mit dem Effekt, dass die Notwendigkeit des lebenslangen Lernens und zugleich die Bildungsmöglichkeiten, die die Region dafür bietet, stärker ins Bewusstsein treten. Die mobile Bildungsberatung ist ein Gewinn für beide Seiten: für die Menschen im Landkreis, deren Optionen und Teilhabechancen dadurch gewachsen sind, und für den Landkreis, der als Lebensort noch einmal mehr an Qualität gewonnen hat.
Statistische Daten über Altersgruppe, Geschlecht und Herkunft werden bereits erfasst. Um das Beratungsangebot weiter zu verbessern soll 2021 ein Evaluationsbogen zur Zufriedenheit bei und Nutzen nach den Beratungen eingeführt werden.
Außerdem wird momentan daran gearbeitet, dass die Mobile Bildungsberatung an das virtuelle Bürgerbüro des Landkreises angeschlossen wird, sodass die Bildungsberatungen auch bald per Videokonferenz unabhängig von der aktuellen Corona-Situation oder anderen Einflüssen stattfinden können.
Weitere Informationen
Interview mit Torsten Tomenendal - mobiler Bildungsberater des Landkreises Regensburg (August 2020)
Text: Susanne Reich, Bildungsmanagement des Landkreises Regensburg
Fotos: Landkreis Regensburg