Emotional geführte gesellschaftspolitische Debatten, veränderte Mehrheiten in Kommunalparlamenten und der stärkere Einfluss von Social Media auf die politische Willensbildung verändern aktuell das politische Handeln in den Kommunen. Sie stellt die Akteure in Kommunalpolitik und -verwaltung vor große Herausforderungen. Der virtuelle Fachtag der Transferagentur Bayern "Demokratie. Partizipation. Verwaltung - Ansätze für ein kommunales Bildungsmanagement" eröffnete daher am Donnerstag, den 22.10.2020, die Möglichkeit, sich mit Bildungsexpertinnen und -experten zu Partizipationsmöglichkeiten für Bürgerinnen und Bürger auszutauschen. Rund 50 Bildungsverantwortliche aus ganz Bayern diskutierten in einem interaktiven Plenum, wie politische Entscheidungen transparenter und demokratische Prozesse besser innerhalb der Verwaltung gestaltet werden können.
Kommunalverwaltungen fällt bei Demokratiebildung in mehrfacher Hinsicht eine Schlüsselrolle zu. Florian Neumann, Projektleiter der Transferagentur Bayern Nord betont: "Die Kommunen identifizieren sich vielerorts schon mit der Idee der ‚Bürgerkommune‘. Sie gestalten öffentlich gesellschaftspolitische Diskurse und nehmen systematisch Impulse der Zivilgesellschaft auf, beispielsweise über Stadtteilbeiräte oder Jugendforen. Es ist wichtig, dass Demokratie für alle Bevölkerungsgruppen erlebbar wird! Erste Bildungskonferenzen zum Thema „Bildung und Demokratie“ fanden statt, weitere sind bereits für 2021 geplant. Die Bildungsbüros können dabei helfen, Impulse für verantwortungsvolles Verwaltungshandeln zu geben und die Angebotspalette politischer Bildung lokal und regional zu stärken."
Zu den drei Themenkomplexen "Demokratie und Beteiligung", "Demokratiebildung als Handlungsfeld im kommunalen Bildungsmanagement" und "Demokratie und Verwaltung" wurden im Vorfeld Beiträge von Fachreferentinnen und -referenten aus Wissenschaft und kommunaler Praxis aufgezeichnet und den Teilnehmenden per Video zu Beginn der virtuellen Themenwoche zur Verfügung gestellt. Zentrale Fragestellungen waren dabei beispielsweise: Wie können Beteiligungsprozesse im Bildungsbereich in Zeiten zunehmender Polarisierung gelingen, beispielsweise für junge Menschen in der Stadt Regensburg? Wie kann erreicht werden, dass ein Bildungsbüro die zentrale Schnittstelle zu den Bildungsakteuren im Handlungsfeld Demokratiebildung wird, am Beispiel von Neustadt an der Weinstraße? Wie können Verwaltungen allgemein und Bildungsbüros im Speziellen demokratischer werden? Und was bedeutet das für das eigene Handeln und die eigene Arbeit?
Den Abschluss zur virtuellen Themenwoche bildete eine digitale Podiumsrunde, an dem sich die Teilnehmenden aktiv einbringen konnten. Die Referentinnen und Referenten aus den Videos waren sich in dem moderierten Podiumsgespräch einig, dass die Entwicklung von Zielen und Strategien für das Handlungsfeld Demokratiebildung in einer Kommune von zentraler Bedeutung sind. Die kommunalen Vertreterinnen und Vertreter stellten über eine moderierte Chatfunktion Fragen an die Fachexpertinnen und -experten oder kommentierten das Podiumsgespräch anonymisiert in einer digitalen Pinnwand (Padlet).
Die wichtigsten Erkenntnisse und Kernbotschaften der Referentinnen und Referenten aus dem virtuellen Fachtag werden in die nächste Ausgabe des jährlichen Magazins TRANSFER aktuell der Transferagentur Bayern miteinfließen, die voraussichtlich Anfang 2021 erscheinen wird. Zudem werden darin vier kommunale Beispiele aus Bayern zum Themenfeld "gelebte Demokratie" und die regionale Allianz gegen Rechtsextremismus in der Metropolregion Nürnberg vorgestellt.
Die Dokumentation der Veranstaltungen finden Sie unter der Rubrik Materialien/Dokumentationen.