Die Herausforderungen für kommunale Bildungsarbeit sind vielschichtig: Die Transformation der Automobilindustrie verlangt neue Qualifikationen und neue Berufe. Aktuell gilt es, Geflüchteten aus der Ukraine Sprachkurse anzubieten und ihre bisherigen Qualifikationen zu nutzen. Die Coronapandemie hat digitales Lernen zwar vorangebracht, aber auch die soziale Ungleichheit deutlich gemacht – die Digitalisierung bietet die Chance, darauf zu reagieren. "Lernen ist mehr als nur aufgezeichnete Videos ansehen. Die Beziehung zwischen Lernenden und Lehrenden ist enorm wichtig. Effizientes Lernen kann daher nur funktionieren, wenn wir die 'soziale Präsenz' mitgestalten", sagt Prof. Dr. Isa Jahnke, seit Januar 2022 Vizegründungspräsidentin der neuen Technischen Universität in Nürnberg und ausgewiesene Expertin für digitale Didaktik. Sie plädiert für einen sinnvollen Einsatz von digitalen Werkzeugen beim Lehren und Lernen.
Neben Prof. Dr. Jahnke auf dem Podium brachten die Landräte Dr. Hermann Ulm aus Forchheim und Andreas Meier aus Neustadt an der Waldnaab die bildungspolitischen Herausforderungen und Erfahrungen mit den kommunalen Bildungsbüros ein. Landrat Andreas Meier skizzierte den aktuellen und zukünftigen dramatischen Fachkräftebedarf: "2021/22 blieben 54 Prozent der Ausbildungsstellen im Landkreis unbesetzt. Mit der Entwicklung eines interkommunalen Berufsschulzentrums mit der Stadt Weiden sowie der Gründung eines regionalen MINT-Netzwerks mit Akteuren aus Bildung, Wirtschaft, Zivilgesellschaft, Politik und Verwaltung setzen wir neue, starke Impulse für die Region."
Landrat Dr. Hermann Ulm beschreibt die Entwicklungen im Landkreis Forchheim: "Früher wurden die Kommunen vor allem als Sachaufwandsträger wahrgenommen. Heute mischen wir uns ein, wenn es zum Beispiel um Demokratiebildung oder nachhaltige Bildung geht. Mit Hilfe von präziser Datenerhebung unterstützt das Bildungsbüro des Landkreises die Gemeinden bei der Gestaltung von Schulen und Kindertageseinrichtungen. Auch die Handlungsempfehlungen unterscheiden sich dabei teilweise stark beispielsweise zwischen dem ländlichen Gößweinstein und dem städtisch geprägten Neunkirchen am Brand."
Moderiert von der Transferagentur Bayern Nord wurden neue Formen der Vernetzung als Unterstützung der Bildungsförderung vor Ort vorgestellt, mit dem Ziel nachhaltige Mehrwerte für die Region zu schaffen. Dr. Christa Standecker, Geschäftsführerin der Metropolregion Nürnberg, zur Zielsetzung der neuen inhaltlichen Netzwerke: "Wir möchten für 2023 die Bildung von regionalen thematischen Arbeitsgruppen – beispielsweise zu nachhaltiger Entwicklung, kultureller Bildung oder dem Ganztag – etablieren. Unsere seit acht Jahren bestehende Transferagentur Bayern Nord wird den Prozess für diese neuen Kooperationsformen gemeinsam mit interessierten Kommunen übernehmen."
Ein erster Auftaktworkshop ist für November 2022 vorgesehen.