Viele Menschen fühlen sich von der Politik nicht verstanden und können Entscheidungsprozesse kaum mehr nachvollziehen. Aktive Beteiligungsmöglichkeiten und die Transparenz von demokratischen Entscheidungsprozessen tragen zu einem besseren Verständnis von Politik bei. Demokratiebildung ist dafür ein zentrales Element und sollte als Teil einer kommunalen Bildungslandschaft weit über den schulischen Bereich hinausgehen. Welchen Beitrag das datenbasierte kommunalen Bildungsmanagement (DKBM) leisten kann, um ein demokratisches Verständnis vor Ort und eine aktive Beteiligung zu stärken – dieser Frage gingen die Teilnehmenden des 2. Spitzengesprächs des Regionalbüros Süd am 22.10.2021 nach.
Die Relevanz des Themas unterstrich Robert Wäger, stellvertretender Landrat im Landkreis Freising, in seinem Grußwort. Im wachsenden Landkreis Freising sei neben Fachkräftesicherung auch die Demokratiebildung ein wichtiges Schwerpunktthema. Ziel sei es, die Toleranz-, Kritik-, aber auch Konfliktfähigkeit der Menschen im Landkreis zu fördern. Um das Thema „Politische Bildung“ in den öffentlichen Fokus zu rücken, wurde ein gleichnamiger Arbeitskreis eingerichtet. Es gibt bereits zahlreiche Maßnahmen im Landkreis wie etwa die Teilnahme an der „Langen Nacht der Demokratie“, für die auch ein Video-Beitrag produziert wurde. In diesem Video spricht Landrat Helmut Petz mit Jugendlichen über Themen wie respektvollen Umgang, Ausgrenzung oder Mobbing und beantwortet Fragen zu seiner politischen Arbeit. Auch werden ausländische Landkreisbürgerinnen und -bürger in die politische Arbeit zukünftig über einen beratend tätigen Integrationsbeirat stärker und unmittelbar miteinbezogen. Einen Bedarf sieht Wäger darin, die Demokratiebildung vor allem an Mittel- und Realschulen weiter zu stärken; über die Jugendlichen dort könnten zudem bildungsfernere Erwachsene erreicht werden. Wie die Kommune die Zielgruppen erreichen kann, sieht er insgesamt als Herausforderung an.
Dies bestätigte auch Dr. Björn Milbradt in seinem anschließenden Vortrag über Konzepte, Chancen und Herausforderungen der Demokratiebildung in der kommunalen Bildungslandschaft. Milbradt ist Leiter der Fachgruppe "Politische Sozialisation und Demokratieförderung" am Deutschen Jugendinstitut in Halle/Saale, die auch die Evaluation und wissenschaftliche Begleitung des Bundesprogramms "Demokratie leben!" innehat. Laut Milbradt zeichne sich ein erhöhter Bedarf der Partizipation ab, es stelle sich die Frage, in welchen Institutionen dies passieren könne. Demokratiebildung sei als Daueraufgabe zu sehen, für die es auch eine dauerhafte Finanzierung brauche. Für die Herausforderung der schwer erreichbaren Zielgruppen empfahl er, die Schuld nicht nur bei den Zielgruppen zu suchen, sondern auch zu überlegen, wie sie erreicht werden können. Mit dem Ansatz des DKBM können Kommunen sich einen Überblick über die vielfältige Trägerlandschaft im Bereich der Demokratiebildung verschaffen, Lücken erkennen sowie bewährte Ansätze identifizieren und fördern.
Abschließend tauschten sich die Teilnehmenden über Strategien und Praxisbeispiele der Demokratiebildung in ihren Kommunen aus. Dabei wurde festgestellt, dass es für die Zielgruppe der Jugendlichen bereits viele Angebote gibt, für Erwachsene deutlich weniger. Darüber hinaus wurde bemerkt, dass Erwachsene sehr viel schwieriger mit diesem Thema zu erreichen sind.
Die Veranstaltungsreihe "Spitzengespräche" des Regionalbüros Süd findet einmal jährlich statt. Sie richtet sich an Landrätinnen und Landräte sowie Dezernats-, Referats- und Abteilungsleitungen aus Landkreisen und kreisfreien Städten Südbayerns und Teilen Baden-Württembergs, die eine Zielvereinbarung mit der Transferagentur Bayern unterzeichnet haben.
Weitere Informationen:
- Einladung und Programm des 2. Spitzengesprächs am 22.10.2021
- Video zum Thema "Politische Bildung" mit Landrat Helmut Petz, Landkreis Freising