Die drei großen D's – Demografie, Dekarbonisierung und Digitalisierung – führen zu einem rasanten Wandel unserer Arbeitswelt. Um die Transformation unserer Gesellschaft und den zunehmenden Fachkräftebedarf bewältigen zu können, braucht es auch auf kommunaler Ebene gute Strategien. Die Veranstaltung am 21. Juni 2023 in Nürnberg widmete sich daher der Frage, welchen Beitrag das kommunale Bildungsmanagement bei der Fachkräftesicherung leisten kann.
Ziel der Veranstaltung war es, einen systematischen Blick auf die einzelnen Handlungsfelder mit Bildungsbezug in der Fachkräftesicherung zu werfen. In den Kommunen gibt es noch nicht ausreichend erschlossene Fachkräfte-Potenziale – sei es im Bereich der Weiterbildung, der Integration, der MINT-Bildung oder der Förderung von Benachteiligten beim Übergang Schule-Beruf. Dazu wurden bisherige Aktivitäten und Ansätze von Bildungsbüros reflektiert sowie mehrere Impulse aus (nord-)bayerischen Kommunen gegeben.
Teilnehmende aus acht Kommunen Nordbayerns, die im Bildungsmanagement oder Bildungsmonitoring tätig sind, reflektierten ihre bisherigen Aktivitäten in den Handlungsfeldern Übergang Schule-Beruf und Weiterbildung/Nachqualifizierung. Zentrale Fragen waren hierbei: Welche spannenden Ansätze/Projekte gibt es in ihrer Kommune bereits? Wo liegen die Herausforderungen und Hindernisse bei deren Bearbeitung? Zielen diese auf bestimmte Zielgruppen ab in Hinblick auf ungenutzte Potenziale? Braucht es – aufgrund der drei D's – neue und innovative Maßnahmen/Ideen?
Einen Einstieg in das Thema gab Lutz Eigenhüller, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Regionalen Forschungsnetz des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Er stellte Daten zur aktuellen Fachkräftesituation und zu regionalen Herausforderungen in Nordbayern vor und zeigte relevante Handlungsfelder auf. Der Vortrag plädiert dafür, dass mehrgleisige Strategien notwendig sind, um dem Fachkräfteengpass nachhaltig begegnen zu können. Regionale Unterschiede erfordern dabei differenzierte Herangehensweisen. Hier sind regionale Akteure gefragt, Lösungen gemeinsam zu finden.
Es gibt bereits gute Praxisbeispiele in der Region: Vier bayerische Kommunen, davon drei aus der Metropolregion Nürnberg, stellten die unterschiedlichen strategischen Vorgehensweisen und Schwerpunkte in der Fachkräftesicherung vor: So zeigte das Bildungsbüro der Stadt Fürth für den Übergang Schule-Berufauf, wie durch eine strategische und datenbasierte Herangehensweise zahlreiche Aktivitäten zielgerichtet initiiert wurden. 2023 ist ein Bildungsbericht mit dem Schwerpunkt zur beruflichen Integration von benachteiligten Jugendlichen erschienen, der auch Handlungsempfehlungen umfasst. Zudem widmet sich das Bildungsbüro in Kooperation mit der Volkshochschule und der Beschäftigungsgesellschaft ELAN GmbH der Grundbildung als neues Projekt.
Aus dem Flächenlandkreis Landkreis Neustadt/Waldnaab wurden die Aktivitäten rund um das Thema MINT-Bildung vorgestellt. Auch hier gilt, eine enge Vernetzung mit allen Akteuren, u.a. aus der Wirtschaft, ist wichtig, um genaue Analysen zu potenziellen Zielgruppen und Angebotslücken im Landkreis ableiten zu können. Die Stadt Nürnberg stellte ihre Aktivitäten zum Bereich Integration, u.a. die Maßnahme "Kommunales Programm Deutschspracherwerb" vor, welches ein gelungenes Beispiel für die Abfolge von Datenauswertung, Bildungskoordination und Umsetzung einer Maßnahme darstellt. Der Schwerpunkt Integration soll auch im Rahmen der Teilnahme an der BMBF-Förderung "Bildungskommunen" weiter intensiviert werden. So arbeitet man derzeit an der Entwicklung innovativer Wege der Sprach- und Weiterbildungsberatung und der systematischen digitalen und analogen Zielgruppenansprache.
Ebenso wurden die Aktivitäten und das strategische Vorgehen der Bildungsregion A3, ein Zusammenschluss von Stadt und Landkreis Augsburg und dem Landkreis Aichach-Friedberg, im Bereich der Weiterbildung vorgestellt. Die im Rahmen des Aufbaus des Bildungsportals über viele Jahre gewachsenen Kooperationsbeziehungen mit den Weiterbildungsträgern stellten sich dabei als wertvoller Anknüpfungspunkt heraus. So entstand die Idee einer konzertierten Aktion zum Thema Weiterbildung. Im Rahmen des "Deutschen Weiterbildungstages" wird es daher im September eine große Kick-off-Veranstaltung geben.
Das Thema Fachkräftesicherung wird bei weiterem kommunalen Bedarf von der Transferagentur Bayern Nord fortgeführt und ggf. im zweiten Halbjahr 2023 ein vertiefender Online-Input angeboten.
Weiterführende Informationen:
► Vortrag von Lutz Eigenhüller, IAB
► Landkreis Neustadt/Waldnaab: Beispiel aus der Praxis zum Thema Fachkräftesicherung
► Stadt Fürth: bla Fürth | Arbeitsorientierte Grundbildung
► Stadt Fürth: Bildungsbericht "Berufliche Integration von benachteiligten Jugendlichen"