Veranstaltungsdokumentation
Bildungserfolge sichern: die Bedeutung der Qualitätsentwicklung im datenbasierten kommunalen Bildungsmanagement
Virtueller Fachtag 2021 am 06.05.2021
Am 6. Mai 2021 fand der jährliche Fachtag der Transferagentur Bayern statt – Pandemie-bedingt erneut virtuell. Rund 60 Teilnehmende gingen gemeinsam mit den eingeladenen Expert/innen aus Wissenschaft und Praxis der Frage nach, wie ein Qualitätsentwicklungsprozess in einer kommunalen Bildungslandschaft etabliert werden kann. Qualitätsentwicklung ist im datenbasierten kommunalen Bildungsmanagement (DKBM) von zentraler Bedeutung, wenn es darum geht, Bildungserfolge zu sichern oder diese zu optimieren. Über eine eigens für den Fachtag konzipierte "Landing Page" hatten die Teilnehmenden die Möglichkeit, sich über die einzelnen Programmpunkte zu informieren, sich zu orientieren und über Links direkt zu den einzelnen virtuellen Veranstaltungsräumen zu gelangen. Durch den Tag moderierte Heike Großkurth von der Transferagentur Bayern.
"Qualitätsentwicklung im DKBM - ein Ziel ohne Fangemeinde?"
In einem einleitenden Impulsvortrag zeigte Prof. Dr. Dieter Euler (Universität St. Gallen) auf, wie das Thema Qualitätsentwicklung in das DKBM eingebettet ist und warum es für dessen (Weiter)-Entwicklung sowie vor dem Hintergrund der Verstetigung von Strukturen und Prozessen von großer Bedeutung sein kann. Dabei steht Qualitätsentwicklung für Prof. Euler weniger für ein Top-Down-Prinzip im Sinne einer Qualitätskontrolle, sondern für einen partizipativen Prozess, in dem die Mitwirkenden Ziele und deren Erreichen offen diskutieren und gemeinsam über Anpassungen im Sinne eines kontinuierlichen Verbesserungsprozesses entscheiden. Idealtypisch ergäben sich zwei Handlungsfelder für Bildungsbüros: 1. Bewusstsein schaffen für Qualitätsentwicklung und dessen Mehrwert, d.h. ein gemeinsames Qualitätsverständnis schaffen und 2. Prozessverantwortung zu übernehmen sowie eine Kontinuität aufrecht zu erhalten. Prof. Euler stuft Qualitätsentwicklung als Kernkomponente einer modernen Bildungskommune ein, die sich mit anderen Komponenten eines DKBM wie etwa "Strategische Zielsetzung" und "Datenbasierung" im Rahmen eines Prozessmodells verzahnt.
Und wie bei allen Kernelementen des DKBM gelte: auch eine Qualitätsentwicklung lasse sich in kleinen Schritten aufbauen. Bei geringen Ressourcen – sei es nun aus personeller und/oder finanzieller Sicht oder wegen mangelndem politischen Rückhalt – empfehle es sich, niedrigschwellig und punktuell mit Qualitätsentwicklung zu beginnen. Erfolge sollten schnell sichtbar werden. D.h. man suche sich einzelne Prozesse im Bildungsmanagement oder Projekte im Bildungsbereich aus und arbeite in diesen Bereichen mit Qualitätsentwicklung. Bei der Auswahl könne es auch helfen, Ziele zu priorisieren. Man arbeite so für einzelne Aspekte der Bildungsarbeit Maßnahmen der Qualitätsentwicklung aus, die als kleine Schritte umgesetzt werden könnten. Auch um der hohen Innovationsrasanz, wie beispielsweise im Bereich des Online-Lernens während der Corona-Pandemie, gerecht zu werden, sei eine Qualitätsentwicklung langfristig wichtig.
Praxis trifft Wissenschaft: Ziele, Möglichkeiten und Wege der Qualitätsentwicklung
In der virtuellen Podiumsdiskussion "Praxis trifft Wissenschaft" diskutierten Anja Maurus (Bildungsbüro des Landkreises Oberallgäu), Prof. Dr. Barbara Rink (Hochschule Augsburg) und Prof. Dr. Dieter Euler (Universität St. Gallen) über Ziele, Möglichkeiten und erste Schritte einer Qualitätsentwicklung im DKBM. Anja Maurus brachte ihr Wissen über Vorgehen und Erfahrungen bei der Qualitätsentwicklung im Landkreis Oberallgäu ein. Auch hier sei die Qualitätsentwicklung ein Prozess, der als Teil der Bildungslandschaft vor Ort ständig weiterentwickelt werde. Auch die Unterstützung der Leitung sei hierfür wichtig. Zudem müsse eine Fehlertoleranz entwickelt werden, d.h. es müssten regelmäßig Gespräche stattfinden und Prozesse geschärft werden. Qualitätsentwicklung sei auch in Bezug auf Nachhaltigkeit relevant, denn eine öffentlichkeitswirksame Darstellung sowie Transparenz bspw. durch standardisierte Vorgehensweisen oder Checklisten ermögliche eine personenunabhängige Gestaltung des Arbeitsfeldes. Prof. Rink empfahl, vor allem einen Blick darauf zu werfen, wo eine gute Versorgung mit Daten besteht, und Qualitätsstandards zu definieren, auch in kleinem Rahmen (Wo wollen wir hin?). Laut Prof. Rink sei Qualitätsentwicklung immer auch Bestandteil des Aufbauprozesses eines DKBM und man sollte dabei auch immer die strategische Zielsetzung als "großes Ganzes" im Blick behalten. Auch Prof. Euler unterstrich, dass man mit einer Qualitätsentwicklung durchaus niedrigschwellig beginnen könne und betonte nochmals deren Mehrwert.
Perspektiven zur Qualitätsentwicklung im DKBM
Am Nachmittag hatten die Teilnehmenden in kleinen Gruppen die Gelegenheit, sich anhand einer These zu ihren Erfahrungen in der Qualitätsentwicklung auszutauschen. Im abschließenden Fazit zeigte sich, dass die Teilnehmenden Qualitätsentwicklung als Prozess verstehen, der eine Fehleroffenheit ermögliche, um Raum für eine kontinuierliche Verbesserung zu schaffen – dies sei überhaupt auch bei der Weiterentwicklung des DKBM wichtig. Es sollten alle relevanten Akteure partizipativ in die Qualitätsentwicklung mit einbezogen werden. Zudem wird der Rückhalt der politischen Spitze als wichtig erachtet, die politische Spitze müsse mitgenommen werden. DKBM selbst sei als Qualitätsentwicklungsprozess zu sehen und setze sich zusammen aus Qualitätsentwicklung in vielen einzelnen Bereichen. Qualitätsentwicklung könne sich sowohl auf das DKBM selbst als auch auf einzelne Handlungsfelder beziehen. Ihr Ziel lasse sich auch in kleinen Schritten erreichen.