Veranstaltungsdokumentation: Statuskonferenz am 23. Juni 2022
Demokratiebildung stärken und Partizipation ermöglichen
Session zum Thema Demokratiebildung
Die Stärkung der Demokratie ist eine fortwährende gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Sie lebt davon, dass ihre Bürgerinnen und Bürger mit ihren Anliegen Gehör finden und mitwirken können. Partizipatorische Prozesse haben meist das Ziel, die Akzeptanz von Entscheidungen und die Qualität der Angebote in den Kommunen nachhaltig zu erhöhen.
Die Teilnehmenden dieser Session tauschten sich über kommunale Handlungs- und Gestaltungsmöglichkeiten aus. Zwei kommunale Praxisbeispiele sorgten dabei für anregende Impulse:
Im Landkreis Aichach-Friedberg wurde ein Gesamtkonzept zur Stärkung der Demokratiebildung mit partizipativen Elementen entwickelt. Götz Gölitz, Bildungsmanager, und Matthias Matuschka, kommunaler Jugendpfleger im Landkreis, verdeutlichten, welche Vorteile eine strategische Planung von Beginn an in diesem Bildungsbereich hat. Kinder- und Jugendparlamente bieten die Möglichkeit den Prozess demokratischer Entscheidungen und Mitwirkung für junge Menschen erlebbar zu machen. Für die Einrichtung eines Jugendkreistages (Mai 2022) sollte man einen zeitlichen Vorlauf von zwei bis drei Jahren einplanen. Eine weitere Besonderheit dieses Jugendkreistages, neben der Berücksichtigung aller Schularten, ist ein eigenes Budget von 5.000 Euro, um Entscheidungen auch umsetzen zu können. Die gemeinschaftliche Verantwortung für das Vorhaben aus beiden Bereichen in der Kommune – Bildung und Jugend – wurde als eine Gelingensbedingung beurteilt. Ebenso wie eine offene Kommunikation im regulären Schulunterricht im Vorfeld, Freiwilligkeit, Einbindung der Schulleiter und Lehrer:innen, Begleitung durch Vertrauenspersonen zu den Sitzungen und realistische Ziele tragen dazu bei, dass sich Schüler:innen aus allen Schularten mit Neugier und guten Ideen gerne einbringen.
Das zweite Beispiel stammte aus der Stadt Bamberg. Dabei ging es um die Erfahrungen bei einer Bürger:innenbeteiligung zum Thema "Schulische Ganztagsentwicklung". Die Ergebnisse der Befragung fließen ein in die Konzepterstellung zum Ausbau der Angebote ganztägiger Bildung und Betreuung, um den Rechtsanspruch ab 2026/2027 bedarfsgerecht erfüllen zu können. Die Stadt Bamberg hat seit Juli 2019 ein Amt für Bürgerbeteiligung, Presse und Öffentlichkeitsarbeit eingeführt. Daniela Ofner, Bildungsmanagement im Bildungsbüro, zeigte die Möglichkeiten von analogen und digitalen Beteiligungsformaten auf, die in ihrer Kombination für mehr Partizipation sorgen. Die Rückfragen der anwesenden Kommunen verdeutlichen ein grundsätzliches Interesse an dem Thema Partizipation, gerade auch zum Zukunftsfeld Ganztag.
Ein Bürgerlabor (Juni 2021) in der Stadtmitte von Bamberg hat zu einer direkten und niedrigschwelligen Rückmeldung von 150 Bürger:innen geführt – auch von Nichtbetroffenen. Ein digitales Beteiligungsformat (Umfrage-Tool LimeSurvey) ergänzte die analoge Herangehensweise; rund 460 Personen nahmen teil. Die Befragungsergebnisse, inklusive einer sozialräumlichen Auswertung auf Sprengelebene (Grundschulen), wurden in einem ersten Schritt in der Werkstatt Ganztag vorgestellt. Die Erkenntnisse können im weiteren Verlauf für Schulentwicklungsprozesse genutzt werden.
Ein wichtiger Hinweis ist, von Beginn an die Verwertung und Kommunikation der Ergebnisse für den Ganztagsprozess mitzudenken und einen richtigen Umgang mit den geweckten Erwartungen zu finden, um ggf. Frust und Enttäuschung zu vermeiden. Perspektivisch sind auch aktivere Beteiligungsformate wie Design Thinking Workshops denkbar.